





Das Frühstück wollte nicht so recht in meinen Magen. Auf dem Weg hinunter begegnete es wohl dem ein oder anderen Relikt meines Abendessens, das in die andere Richtung unterwegs war. Über die entstehende Mischung mochte ich mir keine Gedanken machen.
Was abends noch ein guter Gedanke war, kann sich am nächsten Morgen bereits als Eselei entpuppen.
Bei der Tourplanung hatte ich mir ein Ausscheidungsrennen zu Stilfser Joch hinauf ausgemalt und wie ich alle deklassieren würde. Nur mit sehr viel Mühe konnte ich verhindern, dass es nicht in einem mehr wörtlichen Sinne zu einem Ausscheidungsrennen geriet.
Mit den Worten „Du schaffst das“ ermunterte ich mich immer zur jeweils nächsten Pedalumdrehung und als wir nach dreißig Kilometern die Passhöhe und das Albergo Folgore erreichten, konnte ich den Spruch nicht nur auswendig, sondern hatte es tatsächlich geschafft.
Das Nudelmenu mit beliebigem Nachschlag scheint eine Spezialität dieses Hauses zu sein. Am Ende war sogar Philipp satt geworden.
Auf den steilen, aber empfehlenswerten Anstieg zum Rifugio Garibaldi und die anschließende Abfahrt auf dem alten Karrenweg zum Umbrailpass verzichteten wir.
Streng genommen waren wir noch nicht einmal wirklich auf der Passhöhe angekommen. Entweder war niemand ehrgeizig oder alle rücksichtsvoll.
Auf der Straße rollten wir zum Umbrailpass zurück und begannen den Aufstieg zur Bocchetta di Forcola. Die Murmeltiere erkannten uns wieder und feuerten uns durch schrille Pfiffe an. Mit derselben Mischung aus Kurbeln, Schieben und Tragen wie 2019 erreichten wir nach einer knappen Stunde und etwa 300 Höhenmetern die Bocchetta.

















Wir hielten uns nicht lange auf. In gespannter Erwartung rollten wir zur Caserma degli Alpini hinab, von wo man den Westhang des Monte Braulio bis zur Bocchetta di Pedenoletto einsehen kann. Er war praktisch schneefrei.
Die Trans-Altarezia Bike mutet ihren Fahrern 80 Höhenmeter mehr zu, als wir gefahren sind. Bis zu dem Punkt, wo wir wieder auf diese ausgewiesene Route gekommen sind, mussten wir aber mehrfach aus dem Sattel, weil der Trail zum Teil mit grobem Geröll verschüttet war, das uns anderweitig vermutlich erspart geblieben wäre.
Am Pedenolo durften wir schließlich doch noch ein Schneefeld überqueren, zum Prahlen war es aber zu klein.






Mit der Abfahrt von der Forcola kann man keine Erwartungen enttäuschen. Der obere Abschnitt ist sozusagen das Warming-Up für die 15 Kehren durch Fels und Schotter, bevor man im Valle Forcola wieder auf den Fahrweg gelangt, den man bei der Caserma degli Alpini verlassen hat.
Es ist nicht sonderlich steil, der Weg ist breit genug auch für einen Traktor und die Reifen finden überall festen Halt. An einigen Stellen haben unterforderte Mountainbiker den Weg zwischen den Kehren abgeschnitten, um etwas zusätzliches Gefälle zu gewinnen.
Hinter der Malga Pedenolo fährt man auf eine Kante zu, hinter der das Gelände auch senkrecht in eine Schlucht abbrechen könnte. Gerade noch rechtzeitig biegt der Weg nach links ab und man schaut geradeaus auf den Monte delle Scale, dessen Gipfel, kaum höher als die eigene Position, die tief unten gelegen Diga di Cancano und unser Tagesziel, das Rifugio Monte Scale Park überragt.
Nun wird es steil und es gelingt auch ohne Muskelkraft, die immer spärlicher werdende Vegetation hinter sich zu lassen.
Überall liegt Geröll unterschiedlichster Größe im Trail und auch in den durchweg fahrbaren Kehren muss man ein wenig darauf achten, nicht von einem Steinbrocken zu weit nach außen gedrängt zu werden. Trotzdem ist die Abfahrt die reine Freude und ein großzügiger Lohn für den mühsamen Anstieg.







Im Rif. Monte delle Scale zählen wir inzwischen zu den Stammgästen. Die Fliegen mussten sich an uns erinnert haben, setzten sie sich doch völlig ungeniert mit zu uns an den Tisch. Ein wenig irritiert war ich, dass es zum Abendbrot wieder die berühmten hausgemachten Pizzocherie gab. Ich stellte mir vor, hier eine Woche für einen Wanderurlaub unterzukommen und Abend für Abend …
Natürlich waren die Pizzocherie nur ein Gang des Menus und wir hätten auch etwas anderes wählen können.
Während die Anderen sich nach dem Abendbrot noch eine Flasche Rotwein oder ein Bier gönnten, verkroch ich mich mit immer noch messbaren Restalkohol in mein Bett.
Es hätte alles mehr Spaß gemacht, wenn ich Tags zuvor etwas zurückhaltender gewesen wäre.