GPX-Daten der Etappe

Die Zwillinge waren dieses Jahr in der Überzahl. Johannes Bruder Philipp hatte sich bei Johannes mit dem Transalpvirus infiziert und natürlich waren auch Helmut und Sigurd mit dabei.
Wir starteten also zu sechst, wie vor zwei Jahren auch vom Franziskaner in Grainau aus und waren am Gardasee immer noch fünf, was eine vertretbare Verlustquote darstellt.

Mit dem Wort „nett“ ist der Loisachradweg eigentlich bereits vollständig beschrieben.

In Lermoos beginnt der Anstieg zur Grubigalm. Der Berg versucht sich zunächst mit etwa 12 Prozent Steigung etwas Respekt zu verschaffen, kann das aber nach oben hinaus nicht durchhalten. Immerhin hatte er dieses Mal das Wetter auf seiner Seite. Das Kühlwasser, das noch vor zwei Jahren großzügig von außen zugeführt wurde, musste mühsam von uns selbst gestellt werden.
Für etwa 800 Höhenmeter brauchten wir 80 Minuten.
Je höher man kam, umso besser war der Blick auf die Zugspitze im Osten. Ganz links auf dem Bild kann man die neue Zugspitzseilbahn erkennen, die vom Eibsee zum Gipfel hinauf klettert.

Oberhalb der Grubigalm befindet sich der Einstieg in den Blindseetrail. Zunächst glaubt man, in die falsche Richtung unterwegs zu sein. Fast einen ganzen Kilometer muss man noch mehr oder weniger steil hinauf, dann belehrt das einsetzende Gefälle einen eines Besseren.

Bilder und auch Videoaufnahmen von solchen Trailabfahrten erzeugen immer den Eindruck, dass man im Großen und Ganzen einen ganz ordentlich beschaffenen Weg ohne ernstzunehmende Schwierigkeiten abrollen kann. Auf solchen Aufnahmen ist es auch nie richtig steil. Auch in dieser Hinsicht belehrt der Blindseetrail einen eines Besseren.
Gerade dort, wo es besonders steil ist, findet man auch die dicksten Steinbrocken in oder auf dem Weg, oft hat sich der Trail dann zusätzlich noch in den Boden hineingefressen und zum Ausweichen steht nur wenig Platz zur Verfügung. Hier braucht man ein gewisses Maß an Kaltblütigkeit und muss auch seinem Mountainbike den ein oder anderen Stoß zumuten.

Meine erste Verbesserung gegenüber 2019 bestand darin, dass wir nicht durch das wurzelverseuchte Waldstück bis zum See hinunterrollten.
Mein Fazit: Man spart Zeit und Höhenmeter, verzichtet aber auf einige Meter Blindseetrail und die Ankunft am malerischen See. Ein verschmerzbarer Verlust, besonders, wenn das Wetter nicht so kooperativ ist.
Wenige Meter unterhalb des Fernpasses wechselten wir auf die Straße, wo wir mühelos dem Schritttempo des wie immer dichten Verkehrs folgen konnten. Nach kaum mehr als einer Minute verließen wir auf der Passhöhe die Straße auch schon wieder.

Das Kirchlein „Zu den Vierzehn Nothelfern“ beherbergt neben einem Pannendienst auch einen kleinen Shop mit psychoaktiven Substanzen, eine kostenlose Toilette, eine Ladestation für E-Bikes, eine Lottoannahmestelle mit Gewinngarantie und einige weitere an die jeweilige Notlage angepasste Unterstützungsangebote.
Dass wir alle tüchtigen Hunger hatten, wurde uns leider erst bewusst, nachdem wir diesen Ort bereits weit hinter uns gelassen hatten.
Auf der alten und ebenfalls netten Via Claudia Augusta waren wir aber bald in Nassereith am gleichnamigen See und dem wunderbar gelegenen Restaurant Seebua.
Bedauerlicherweise gab es freie Plätze nur im Innengastbereich und so zogen wir weiter.

Im Ort Dormitz hätte es eine weitere Möglichkeit zur Einkehr gegeben. Wir bevorzugten aber den hübschen Pfad durch ein langgezogenes Baumstück nördlich des Ortes.
Die Gasthöfe an der friedlichen, zusammen mit der Temperatur nach Holzleiten hinauf steigenden Straße hatten geschlossen oder bedenkliche Preisvorstellungen. In einem der ersten Häuser im Ort, einem Hotel und Restaurant, hatte man versäumt, den Toilettenbereich abzusperren. Das bewahrte uns davor, unser Teepulver trocken verzehren zu müssen. Dazu gab es Müsliriegel.

Nach Obsteig geht es noch einmal einige Meter leicht bergab. Dann ist der Spaß vorbei.
Mein Navi dokumentiert, dass ich in eineinviertel Stunden und nach etwas mehr als sechs Kilometern 750 Höhenmeter bezwungen hatte. Das sind durchschnittlich mehr als 12 Prozent Steigung.
Im unteren Teil war der Weg mit einer festgefahrenen Schotterschicht noch gnädig, weiter oben kamen zunehmen gröbere Steine, Löcher und Rinnen dazu, die entweder zusätzlichen Kraftaufwand oder einen gewissen Schwung verlangten.
Sigurd kam kurz nach mir und schleppte neben seinem Rucksack noch fast 77 Lebensjahre mit sich den Berg hinauf. Chapeau!!!

Einige kalte Weizenbiere und der traumhafte Ausblick lassen einen die Schinderei bald vergessen.
Irgendwann fragte ich den Wirt, ob wir unser Gepäck auf die Zimmer bringen könnten. Das brachte ihn etwas aus der Fassung.
Es wurde hektisch herumtelefoniert und untereinander diskutiert, mit dem Ergebnis, dass nun das ganze Hüttenpersonal fassungslos war.
Ich hatte glücklicherweise meine Telefonate mit der netten Dame in Obsteig, die unsere Reservierungen scheinbar nicht weitergegeben hatte, dokumentiert. Also wurden Betten geschoben, Vorbereitungen für das überraschend etwas umfangreicher werdende Abendessen getroffen und den Gästen, also uns, nicht eine Sekunde lang das Gefühl gegeben, dass wir mit unserem unerwarteten Eintreffen auch nur die kleinsten Schwierigkeiten verursacht hätten.
Aus unseren Zimmern war ein Bettenlager geworden, was aber ok war.
Das Abendessen war eine Sensation, bereits mit der Vorspeise hätte man sich satt essen können.
Philipp hatte Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise und war etwas verzweifelt, weil er keine Lücke in seinem Verdauungssystem fand, die den Kaiserschmarrn aufnehmen konnte, der ihm nachträglich noch empfohlen worden war.
Bei Facebook kann man über die Simmeringalm nachlesen, ein Aufstieg lohne sich zu jeder Jahreszeit.

Ja!

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