GPX-Daten der Etappe

Bei der Durchsicht der Bilder, die ich während dieser Etappe gemacht habe, habe ich bemerkt, dass ich immer noch den Blickwinkel des Rennradfahrers einnehme. Leider fehlen viele sehenswerte Momente unserer Abfahrten, besonders des Trails von Alp Grüm nach Poschiavo. Gipfelfotos gibt es dafür zur Genüge.

Der Großglockner ist 3798 m hoch, die Zugspitze nur 2962 m.
Bereits von der Forcola di Livigno kann man den 4049 Meter hohen Piz Bernina sehen. Irgendwo davor liegt mit nur 3900 Meter der Piz Palü, seit ich als Kind „Die weiße Hölle de Piz Palü“ gesehen habe, ein magischer und grausamer Berg und mindestens so berühmt wie das Matterhorn oder der Mont Blanc.
Zum Fuß dieses Berges sollte es heute gehen.

Vor das Ziel hat der liebe Gott noch den Weg gesetzt, vor den ersten Anstieg allerdings auch eine flache Passage zum Einrollen.
Zum Col di Alpisella kann man einfach hochfahren. Der Weg ist in Ordnung, der Höhenunterschied auch und so richtig steil ist es auch nicht.
Ein wenig verrückt ist, dass wir die Adda bachaufwärts bis zur Quelle fuhren. Einige Stunden später trafen wir sie in Tirano wieder, wo sie ein ansehnlicher kleiner Fluss geworden war.
Wer es anspruchsvoller mag, sollte über die Alpe Trela und den Passo Trela fahren. Der Trail von dort nach Livigno hinunter dürfte wohl in der Anfangszeit des Mountainbikens als Vorlage für die Bezeichnung Flowtrail gedient haben.

Wir entschieden uns für die leichtere Variante, die Abfahrt war aber trotzdem nett. Zunächst ging es mit einigen Kehren auf einem Pfad durch den Wald.
Sobald wir die urige Holzbrücke über den Torrente Vallaccia passiert hatten rollten wir dann auf einem breiten, durch eine Natursteinmauer abgestützten Weg hinunter zum Rifugio Alpisella, einem belebten Ausflugsziel mit etlichen Attraktionen für Kinder direkt am Ufer des Lago Gallo di Livigno.
Als klar wurde, dass niemand unseretwegen die Schaukeln räumen würde, gingen wir unseres Weges.

Die großzügig angelegten Radwege entlang des Fiume Spol teilt man sich mit Spaziergängern, Joggern, Sommerlanglaufskifahrern und Sommerlanglaufskifahrerinnen, alle mit oder ohne Hund.
Für einen Wintersportort war im Sommer ganz schön was los.
Irgendwann waren die Wege nicht mehr geteert und ganz unmerklich wurde es steiler. Erst kurz unterhalb der Passhöhe kann man vom Rad steigen, ohne sich schämen zu müssen.

Mit der Straße erreicht man auch direkt die Staatsgrenze zur Schweiz und hier sieht man auch zum ersten Mal die leuchtenden Gletscher und die majestätischen Gipfel um den Piz Bernina.

Unser Weg zum Berninapass war ein Kompromiss mit einem hohen Straßenanteil. Zweieinhalb Kilometer unter der Passhöhe suchten wir den Einstieg in einen Pfad, der uns ein Paar Höhenmeter und den Straßenverkehr ersparen sollte. Ohne Navi hätten wir den niemals gefunden. Der Anzeige blind folgend kraxelten wir fünfzig Meter den Hang hinauf und arbeiteten uns dann parallel zur Straße durch allerlei Geröll und tatsächlich, dort war ein Pfad. Es machte sogar Spaß, durch die Bachbetten und über die Wiesen zu fahren.

Die letzten 200 Höhenmeter blieben wir auf der Straße. Es war nicht sehr viel Verkehr und wenn einmal ein Lkw oder ein Bus von hinten kam, konnte man gut nach rechts in eine geteerte flache Regenrinne ausweichen.

Berninahospiz lenkt die Vorstellung in die falsche Richtung. Es handelt sich dabei um ein Hotel und den Namen Hospiz trägt es, weil man darunter ursprünglich eine Unterkunft, die nach christlichen Grundsätzen geführt wird, verstand.
Ospizio Bernina ist auch der Name der Bahnstation der Räthischen Bahn auf der Passhöhe. Der Trenino Rosso del Bernina gehört zum Welterbe der Vereinten Nationen und begleitet einen von der Passhöhe bis hinunter nach Tirano.
Die Bahn selbst haben wir auf der Passhöhe nicht gesehen, aber zwischen Alp Grüm und Poschiavo sogar mehrmals.

Zunächst ging es am milchig-grünen Lago Bianco entlang. Nicht weit hinter der Staumauer verschwindet die Bahn in einem Tunnel. Etwa dort, wo sie wieder ans Tageslicht zurückkehrt, begegnete uns ein einsamer Mountainbiker, der uns den unterhalb der Bahn verlaufenden Weg als unfahrbar beschrieb. Wir blieben deshalb auf der Bahntrasse, eigentlich auf einem schmalen Fußpfad direkt daneben, und erreichten die Bahnstation Alp Grüm genau wie der Zug direkt am Bahnsteig.
Möglicherweise wurden wir gesehen, denn auf der OSM-Karte ist dieser Schleichweg inzwischen als XBK, Bikes excluded, gekennzeichnet.
Sehr schön zu fahren und touristisch ein echtes Highlight ist als Alternative der Weg über das Hotel Restaurant Belvedere Alp Grüm mit vielen tollen Ausblicken besonders hinunter zum Lago di Poschiavo. Hier die GPS-Daten.

Von Alp Grüm nach Poschiavo hinunter führt ein Traumtrail. An manchen Stellen, auch in Kehren, ist er steil und es braucht etwas Mut. Immer wieder kreuzt man die Bahnstrecke und der Zug, den man bereits einmal vorbeigelassen hat, begegnet einem immer wieder.
Auf sieben Kilometer wandelten wir so gut tausend Höhenmeter in reine Lebensfreude um und selbst an der italienischen Grenze beäugte man uns noch misstrauisch als hätten wir Drogen konsumiert.

Am Ostufer des Lago di Poschiavo gibt es einen breiten Fußweg nach Miralago, der aber leider mit einem Fahrradverbot versehen war. Wer in Sorge wegen der Affinität Schweizer Behörden zu hohen Bußgeldforderungen ist, sollte das Westufer wählen. Den schönsten Weg dorthin habe ich hier.

Von Miralago nach Tirano blieben wir auf der Straße. Es gibt auch wenige Alternativen dazu. Unser Bier neben der Basilika Madonna di Tirano genossen wir um 17 Uhr und an einen Aufstieg nach Aprica, den wir ursprünglich noch für diesen Tag geplant hatten, war nicht mehr zu denken.

Wir fanden Zimmer in dem Albergo San Michele und hatten ein sehr leckeres und gemütliches Abendessen auf der Sonnenterrasse der Pizzeria Belvedere, direkt an den Gleisen des Trenino Rosso.

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