GPX-Daten der Etappe

Mit einem ausgezeichneten Frühstück, strahlendem Sonnenschein und der Aussicht auf ein gemütliches Einrollen waren wir bestens auf die vor uns liegende Etappe eingestimmt.
Wir blieben auf dem geteerten Radweg, der sich ab Schleis auch Vinschgauer Radweg nennt und vernichteten in kürzester Zeit 270 Höhenmeter, bis wir in Laatsch den Tiefpunkt der Etappe erreichten. Dann blieben wir auf dem mit festem Schotter sehr gut befahrbaren Radweg südlich des Rambachs.

Bei meiner Planung der Route hatte ich Zweifel, ob man tatsächlich hundert Meter neben einer Zollstation einfach so die Grenze überqueren kann. Wir bogen also unnötigerweise kurz auf die Straße ab, winkten den wenig interessierten Zöllnern beim Verlassen der Europäischen Union freundlich zu und kehrten auf der Schweizer Seite wieder auf unseren Radweg zurück.

Kurz hinter dem Ort Mustair beginnt ein schmaler Pfad, der sich bis hinter Santa Maria und Valchava immer am Nordufer des Rambachs entlangwindet und eine sehr willkommene Abwechslung von der Monotonie des breiten Radwegs jenseits von Bach und Straße bietet. Wir mussten uns den Weg mit einigen Wanderern und Spaziergängern teilen, für die auch die ein oder andere Sehenswürdigkeit angelegt war, die aber genau wie wir sehr freundlich waren.
Den Zugewinn an Fahrspaß muss man allerdings mit einem kleinen Zeitverlust bezahlen und es kostet auch etwas Kraft.

Man kann auch in Santa Maria bereits nach Süden abbiegen. Weil das aber kürzer ist, ist es auch steiler. Wir fuhren also den kleinen Umweg über Valchava und auch das war noch steil genug.

Sobald wir die Ofenpassstraße überquert hatten, ging es in den Wald. Es war warm, die Luft war feucht und es roch nach Pilzen. Überall am Wegesrand standen sie und bettelten, mitgenommen zu werden.
Weiter oben trafen wir auf zwei einheimische Pilzsammler, die sich bescheiden aus dem üppigen Angebot der verschiedensten Arten bedienten und trotzdem gut gefüllte Körbe zu Tal tragen mussten.

Der Wald wurde lichter, begleitete uns aber bis zur 2000 Meter-Grenze, wo wir in das Reich der Murmeltiere vorstießen. Anfangs war es eine Sensation und ich konnte nicht genug Fotos von blitzschnell verschwindenden Nagern machen. Allmählich stellte sich bei mir dann eine etwas entspanntere Neugierde ein und so verschwand auch der Fluchtreflex der Tiere, die es offenbar nicht mochten, wenn man sich für sie interessierte.
Der Weg ist bis zum höchsten Punkt, dem Döss Radond an keiner Stelle so steil oder schlecht, dass man schieben müsste. Die Murmeltiere waren also gelegentlich ein willkommener Anlass, einmal vom Rad zu steigen und es trotzdem zu tun.

Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass Döss Radond auf Deutsch Rundhöcker heißt. Den Namen des Berges Cucler Da Jon Dad Onsch, der den Pass im Süden überragt darf, man in Vollmondnächten nicht aussprechen und ihn zu übersetzen ist unter Strafandrohung verboten.

Frisch gestärkt und immer noch mit reichlich Sonnenschein beschenkt machten wir uns in die Abfahrt. Zunächst ist das Tal des Aua da Val Mora weit und mit saftigen Rindern bewachsen. Gelegentlich überquert man eine Rindersperre, ein bogenförmiges Stück Leiter mit eng beieinanderliegenden Sprossen. Bereits beim zweiten Versuch war es leicht, einfach darüberzufahren.
Allmählich wurden die Hänge auf beiden Seiten des Bachs immer steiler und spätestens, nachdem wir den Bach überquert hatten, war der Weg zu einem reinen Genusstrail geworden.
Man verliert im weiteren Verlauf nicht viel an Höhe. Der kleine Unterschied bewirkt aber, dass man in dem nun folgenden ständigen Auf und Ab immer genug Schwung mitbringt, um den nächsten Anstieg mit einigen schnellen Kurbelumdrehungen zu bewältigen. Dabei verläuft der Trail dauernd im steilen Hang durch den losen Schotter oberhalb des Bachs, ist aber durch die Benutzung so fest verdichtet, dass man kaum einsinkt und immer gut rollen kann. Alles in allem: Ein Traum!

Viel zu früh kehrten die Bäume zurück und unser Trail wurde zu einem netten Pfad durch einen niedrigen Nadelwald und schließlich zu einem breiten Weg durch ein breites Geröllfeld, das bis fast zum Stausee Lago di San Giacomo reicht.

Der Lago di San Giacomo wird durch eine niedrige Staumauer vom darunter liegenden Lago di Cancano getrennt. Auch der ist ein Stausee, seine Staumauer ist allerdings gewaltig und versperrt den Abfluss in ein steiles und enges Tal, das nach Westen nach Bormio hinunter führt. Natürlich überquerten wir beide Staumauern.

Hinter dem Lago di Scale unter dem markanten Monte delle Scale passiert man die Torri di Fraele und gelangt nach drei Kehren auf den Ciclovia del’Energia, einen gut befestigten breiten Weg ohne nennenswerte Höhenunterschiede oberhalb des Valdidentro, der einem bald zu einem kleinen Flecken mit nur einer Handvoll Häusern namens Arnoga bringt. Man wird dabei ständig von dem herrlichen Ausblick auf den Gletscher der Cima de‘ Piazzi begleitet.
Unterkunft fanden wir im Hotel Viola, eigentlich einem B&B. Es war bereits spät und so waren wir sehr zufrieden, dass man uns noch mit Fertigpizza und anderen Snacks versorgte und auch noch das eine oder andere Bier für uns zapfte.

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