GPX-Daten der Etappe

Wir hatten viel vor, für den heutigen Tag. Jedoch: Es regnete ausgiebig. Also frühstückten wir ausgiebig. Es zeichnete sich aber bald ab, dass der Regen den längeren Atem haben würde.
Der Klügere gibt nach und so brachen wir auf. Die ersten 320 Höhenmeter waren trotz des Regens erträglich. Nun mussten wir jedoch aus der Silvrettabahn aussteigen und uns der rauen Natur stellen.

Schließlich wurde es zu einem Kompromiss. Unser Gleichmut nahm zu während gleichzeitig der Regen sich abschwächte.
Von der Mittelstation der Silvrettabahn bis zur Heidelberger Hütte geht es ständig bergauf, meistens gemächlich, hier und da mit einigen kurzen steilen Rampen.
Irgendwann in dieser idyllischen Abgeschiedenheit überschreitet man, ohne es zu merken, die Schweizer Grenze und gelangt schließlich zur einzigen DAV-Hütte in der Schweiz.
Unsere Bäuche waren vom Frühstück noch prall gefüllt, also stoppten wir nur kurz für ein Bild und begannen den kräftezehrenden Anstieg zum Fimberpass in 2608 Meter Höhe, dem Dach der heutigen Etappe.

Hinter der Heidelberger Hütte wird der Weg zum Pfad, er wird immer steiler und es schleichen sich zunehmend Stufen und Felsplatten in den Untergrund.
Schließlich muss man aus dem Sattel und das Fahrrad schieben und wuchten, bis man kurz vor der Passhöhe wieder anständigen Fahrbahnbelag erreicht. Es bleibt jedoch steil bis oben. Man ist im Hochgebirge und könnte sich an der imposanten Umgebung erfreuen, hätte man nicht sein Mountainbike dabei, das einem für 300 Höhenmeter des Anstieges an praktisch jeder Stelle ein Klotz am Bein ist.

Unsere ehemals regennassen Klamotten waren nun schweißgetränkt und der Körper hatte fein säuberlich die Kohlenhydrate aus unserem Frühstück herausgepickt und zu jeweils gleichen Teilen in Energie und Hunger umgewandelt.
Wir packten uns also warm ein, gönnten uns einige Müsliriegel und sprachen uns für die kommende Talfahrt gegenseitig Mut zu.
Im Internet kann man bei nahezu jedem Pass nachlesen, dass die Abfahrt komplett fahrbar ist. So auch hier und beim Geländer auf dem Dach des Henninger-Turms in Frankfurt.
Tatsache ist, dass wir vieles gefahren sind und einiges, was wir uns nicht zugetraut hatten, hätten fahren können. Aber auch besseren Abfahrern als uns wirft der Berg manchmal Hindernisse in den Weg und Schnee und Regen verändern dessen Verlauf und machen ihn manchmal völlig unpassierbar. Was fahrbar ist, sollte man jeweils selbst entscheiden und nicht einem Youtuber zwei Jahre und Tausend Kilometer entfernt überlassen.
Andererseits bietet sich in der Abfahrt kaum eine Gelegenheit, abzustürzen und man kann sich vornehmen, beim nächsten Mal etwas mehr zu wagen.
Am Steg über den Bach Aua de Chöglias war der Trail zu Ende und wir hatten ein wunderbares Abenteuer erlebt. Es ging nicht ohne schmerzhafte Stürze über die Bühne, aber die bezeugten nur, dass es schwierig war und wir es dennoch geschafft hatten.

Auf dem Weg zur Uinaschlucht muss man in das Inntal hinunter. Wir blieben auf dem befestigten Weg, der weiter unten auch eine Teerdecke bekommt.
Es gibt dazu attraktive Alternativen auf Pfaden durch das Val Sinestra.
Für uns war es aber auch im Nachhinein richtig, das nicht versucht zu haben. Auf der Sesvennahütte wollte man uns nicht haben und so war es dunkel, bis wir endlich in Burgeis ein Quartier fanden. Unsere Etappe hatte 2300 Höhenmeter und ebenso viele sehenswerte Tiere, Blumen, Berge und Bäche, die alle ihren gerechten Anteil an unserer Zeit und Aufmerksamkeit einforderten.
Außerdem macht es Spaß, auch einmal schnell zu fahren!

In Sur En sind wir auf ein Sonderangebot eines Biergartens hereingefallen. „Eine Portion Spaghetti zum Preis von zwei“ war sein Motto und es stimmte.
Mein Groll hält sich jedoch in Grenzen. Ohne diese Kalorienspritze hätten wir es kaum bis zum Schlinigpass geschafft.
Bis zur eigentlichen Schlucht ging es zunächst einige Kilometer an dem tosenden Uina-Bach entlang. Dabei hatten wir ständig mehr als zehn Prozent Steigung.
Immer, wenn unsere Motivation diesen Wert unterschritt, schoben wir ein wenig.
Spätestens von der Hütte Uina Dadaint an wurde der Weg zu einem Pfad, es wurde felsig und der Bach verschwand immer tiefer nach unten. Schließlich erreichten wir den Durchbruch in der Felswand mit dem gut gemeinten Ratschlag, ab hier nicht mehr zu fahren. Die Dringlichkeit dieser Empfehlung wird durch ein Drahtseil auf der linken und einen senkrechten Abgrund auf der rechten Seite untermauert. Gleichzeitig gelang es dem Felsen, eine besondere Unnachgiebigkeit zum Ausdruck zu bringen. Wir schoben!
Man findet im Internet etwa siebzehn Millionen Bilder der Uina-Schlucht und diese alle gesehen zu haben ersetzt nicht einen Moment, nicht einen Eindruck, den man gewinnt, wenn man hier gewesen ist. Es ist eine grandiose Felsenkulisse und man muss den Altvorderen dankbar sein, die mit unendlichem Aufwand diesen Weg für uns Mountainbiker in den Fels geschlagen haben.

Die Schlucht geht recht abrupt in die Alp Slingia über. Hier grasen Rinder und man kann auch wieder fahren. Zur Passhöhe muss man noch einmal etwas hinauf, dann hat man es aber auch geschafft.
Wir stoppten kurz an der Sesvennahütte, die aber selbst das Matratzenlager voll hatte und rollten zum Teil sehr steil, vorbei an einigen beeindruckenden Wasserfällen hinab nach Schlinig. Von dort ging es auf der Straße in rasender Fahrt hinunter nach Burgeis, wo wir in der Pension Florian ein sehr empfehlenswertes Quartier bei sehr netten und hilfsbereiten Gastleuten bekamen.

Es war bereits dunkel, als wir nicht weit von unserer Pension in einer Gaststube, deren Name ich vorsichtshalber vergessen habe, unser Abendbrot zu uns nahmen.
Draußen öffnete der Himmel alle seine Schleusen und man konnte durch den Regen die gegenüberliegende Straßenseite nicht sehen. Wir hatten noch nicht einmal ausgetrunken, da bat man uns inmitten dieses Wolkenbruchs, nun zu zahlen und der Wirtin ihren wohlverdienten Feierabend zu ermöglichen.
So standen wir noch einmal eine halbe Stunde unter einem Vordach, bevor wir uns ohne die Gefahr des Ertrinkens auf den Heimweg machen konnten.
Burgeis liegt etwa 1200 Meter über dem Meeresspiegel und ich nehme an, die Wirtin hatte sich noch nicht akklimatisiert.

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