GPX-Daten der Etappe

Wir starteten an einem Donnerstag. Am Dienstag zuvor war ich noch in Frankfurt einen neuen Dämpfer kaufen und die Temperatur über dem Teer auf der Miguelallee betrug 42° C. Auch die Anreise am Mittwoch war trotz Klimaanlage eine Quälerei.

Es war bereits schwülwarm als wir uns in Oberammergau auf den Weg machten und es bestand keine Chance, dass wir unterwegs nicht in ein heftiges Gewitter geraten würden.
Trotz der 94 km sollte es heute eine Etappe zum Einrollen werden. Kaum mehr als 1100 Höhenmeter standen auf dem Programm.

Unser erstes Hindernis nennt sich Kramergruppe und gehört zu den Ammergauer Alpen. Nach etwa 350 Höhenmetern und Steigungen meistens unter 10 Prozent erreichten wir nach weniger als eineinhalb Stunden bereits den höchsten Punkt des Tages, einen namenlosen Pass auf einem breiten Schotterweg.

Der Schotter war uns auch in der Abfahrt treu. Hier, im Südstau der Kramergruppe scheint davon jedoch mehr auf die Wege herunterzuregnen und so ergab sich eine erste Gelegenheit, Steuern und Bremsen auf schwierigem Untergrund einzuüben.

Am Ende der Abfahrt trafen wir auf Helmut und Sigurd, die auf ihrer zweiten Ü70 Tour den ersten Berg einsparen wollten und deshalb in Grainau an der Loisach gestartet sind.

Ganz in der Nähe des Örtchens Griesen befanden wir uns im Tal der Neidernach, eines kleinen Baches, von dem auf der riesigen Kiesfläche nichts zu sehen war.
Der Weg zum Plansee führt das Neidernachtal hinauf und wird von Spaziergängern und Freizeitradlern gleichermaßen gern genutzt. Immerhin wird der breite und gut befestigte Weg vor dem Plansee noch einmal ganz ordentlich steil und weil der Elektromotor 2015 noch nicht erfunden war überholten wir etliche Radfahrer, überlegen, vielleicht auch ein wenig herablassend grüßend.

Der Pfad, der am Südufer am See entlang führt, darf mit Fahrrädern nicht befahren werden.
Wir hätten natürlich das Schild am Anfang des Weges umfahren können und einige Meter weiter Ahnungslosigkeit vortäuschend auf den Uferweg treffen können. Den Spaziergängern und Wanderern hätten wir dann ganz sicher bei jeder Begegnung bescheiden den Vortritt gelassen. Vielleicht wäre Rainer an einer Stelle mit seinem Vorderrad von einer Wurzel abgerutscht, um sich dann auf der steilen Uferböschung zum See hin zu überschlagen und anschließend unverletzt und laut über sein Missgeschick lachend seinen Weg fortzusetzen.
Es wäre ein nettes Stück Weg gewesen …

Wir gelangten auf völlig andere Weise schließlich an den Heiterwanger See.

In der Nähe einer kleinen Gruppe wiederkäuender Rindviecher machten wir Mittagspause. Unser Gespräch schien die Tiere zu interessieren. Sie kamen immer näher und wir senkten unsere Stimmen zu einem Flüstern. Irgendwann wurde Diskretion unmöglich. Gleichzeitig begannen die Rinder sich neugierig unserer Verpflegung zu nähern. Das verlockende Bad nach dem Essen musste also entfallen und wir zogen weiter.

Auf guten, schattigen Forstwegen mit geringer Steigung schnitten wir den Bogen über Reutte ab und erreichten kurz hinter dem Riedener See den Lech, den wir bis Holzgau siebenmal überquerten. Nahezu unmerklich haben wir dabei 200 Höhenmeter überwunden.
Das fest zugesicherte Gewitter hat etwas südlich von uns einige Male grollend eine kleine Auseinandersetzung mit den Bergen des nächsten Tales geführt. Uns blieb nur die schwüle Luft.

In Holzgau kamen wir im Haus Edelweiß unter. Wir hatten Halbpension und die sehr netten Wirtsleute bekochten uns am Abend mit guter Hausmannskost.

Etwas oberhalb des Ortes Holzgau spannt sich eine der längsten Fußgänger-Hängebrücken Österreichs über die Höhenbachschlucht. Für mich war das eine kleine Expositionstherapie gegen meine latente Höhenangst. Die Anderen hatten ihren Spaß.

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