GPX-Daten dieser Etappe

Olli hatte für diese Nacht ein Beistellbett bei Hans und mir im Zimmer.
Die gute Nachricht: Er hat nicht geschnarcht.
Die schlechte Nachricht: Er hat nicht einmal geschlafen.
Wir müssen ihm wohl ein Kehlkopf- und Rachenkonzert geliefert haben, das sich gewaschen hatte.

Wir hatten für heute geplant, von der Tofana-Weltcupabfahrt aus mit möglichst geringem Höhenverlust zur Fischerhütte am Lago Federa und dann weiter zur Forcella Ambrizzola zu fahren. Glücklicherweise haben wir uns aber verfahren …

Von der Dürrensteinhütte geht ein breiter Fahrweg nach Schluderbach hinunter. Der wird fünfmal von einem Trail überquert, in den wir an der zweiten Kreuzung einstiegen. Die meiste Zeit verläuft er im mehr oder weniger dichten Wald. Man muss ein wenig steuern, um den regelmäßig quer zur Fahrtrichtung aufgestellten Steinplatten auszuweichen. Darüber hinaus fordert der Trail aber kein besonderes Geschick und auch nur wenig Mut, ist aber trotzdem ein Leckerbissen, besonders im Vergleich zum etwa parallel dazu verlaufenden Fahrweg.

In Schluderbach beginnt der Bahnradweg, der einem zunächst mit wenig Steigung zum Passo Cimabanche bringt und von dort mit wenig Gefälle zum Einstieg in den Parco Naturale delle Dolomiti d’Ampezzo.
Früher verlief hier eine Bahnstrecke, an die immer noch die Ruine der Bahnstation Ospitale erinnert.
Weil es nirgends wirklich steil ist, sind hier viele Touristen mit ihren Mountainbikes unterwegs, sehr viele inzwischen mit Elektromotor. Seltsam, dass niemand in unsere Richtung unterwegs war.

Etwa 8 km nördlich von Cortina d’Ampezzo gibt es einen Parkplatz „Sant’Uberto“ an der Straße zum Rifugio Ra’Stua. Wer mit dem Auto in der Gegend ist, sollte es dort abstellen und etwa 3 km den Weg am Rio Fanes entlang hinaufwandern.


Meine Bilder vermitteln nur einen schwachen Eindruck von der atemberaubenden Schönheit und den Sehenswürdigkeiten dieser Gegend.
Hier und da wird der Weg auch einmal ordentlich steil, aber nicht unbezwingbar. Und wenn man vom Rad steigt hat man immer die Ausrede, gerade etwas Tolles gesehen zu haben.
Nach etwa zweieinhalb Kilometern überquert man eine unscheinbare Holzbrücke, den Ponte Alto oder Ponte Outo. Wenn man nun nicht gerade Kopfhörer auf den Ohren hat, hört man tief unter sich das Rauschen und Gurgeln des Rio Travenanzas, der hier eine enge, aber tiefe Schlucht in den Kalkstein geschnitten hat, um nur wenige Meter weiter in den Rio di Fanes zu münden.
Nichteinmal 100 Meter weiter gibt es einen Picnic-Platz von dem man die Cascata di Fanes mit nur wenigen Schritten auf einem mit einem Drahtseil gesicherten Pfad nicht nur erreichen, sondern auch unterqueren kann. Gigantisch!
Selbst meine Kamera hat geweint, wie man auf den anschließend aufgenommenen Bildern erkennen kann.

Den Rio Travenanzas überquert man auf dem weiteren Weg noch einmal auf einer nahezu genauso spektakulären unscheinbaren Brücke, bevor man sein Tal nach Südosten zur Forcella Posporcora verlässt.
Entweder war es die magische Anziehung von Cascata und Schlucht oder die rücksichtslose Steigung von oft mehr als 20 Prozent, die uns aus den Sätteln zwang. Jedenfalls schoben wir bis zur Forcella, von der aus ein Steig für Wanderer ins Tal der Boite, den Fluss durch Cortina, hinunterführt.

Ab jetzt war es wieder ein Vergnügen, das Bike dabei zu haben. Es ging zwar tendenziell immer noch bergauf, war aber ein wenig wellig und nie richtig steil.
Vor der Piste der Weltcupabfahrt Tofana gab es sogar noch einmal eine ganz ordentliche Rampe mit einigen Kehren.
Weil man die ganze Zeit am Hang über der Boite unterwegs ist, hat man ständig einen wunderbaren Blick über das Tal, die Stadt Cortina und die Gipfel der Cristallo und der Sorapissberge.

Ich plane unsere Touren immer mit Kartenmaterial von Openstreetmap. Das ist ein wunderbares Projekt, an dem jeder als Kartograph mitarbeiten kann. Eine Kontrolle, ob die Eintragungen der Kartographen auch korrekt sind, geschieht auf folgende Weise:
Ein ambitionierter Routenplaner sucht oberhalb von Cortina einen Weg, der mit möglichst wenigen zusätzlichen Höhenmetern zur Falzarego-Passtraße führt. Tatsächlich wird er bei OSM fündig und plant einen Pfad in seine Route ein, der praktisch einer Höhenlinie folgt. Nun führt der Planer mit der Route auf seinem Garmin eine Bikergruppe genau zum Anfang dieses Pfades, alle schwärmen aus und suchen im Bereich der Messgenauigkeit des GPS nach Wegen und bereits nach weniger als einer Stunde geben sie mit Schürfwunden vom Klettern über umgestürzte Bäume und Tätowierungen von aggressiven Brombeerhecken entnervt und entkräftet auf. Wieder an seinem heimischen PC löscht der Planer, der auch selbst Kartograph ist, den offenbar mit böser Absicht angelegten Weg aus den OSM-Karten.

Uns ist es genau so ergangen. Als wir endlich aus Dickicht und Morast wieder heraus waren, mühten wir uns die blaue Skipiste bis zum nächsten Weg hinauf und waren am Ende natürlich viel zu hoch. Das mit der Höhe ist für den Radfahrer natürlich kein Problem. Auf dem inzwischen sehr guten, teilweise geteerten Weg rollten wir zur Passstraße ab.
Die verlorene Zeit würden wir aufholen, indem wir unsere Planung komplett über den Haufen werfen und auf die Strada de la Vena nach Alleghe ausweichen.

Bis zur Talstation des Cinque Torri Lifts waren es etwa vier Kilometer, die meine Kreativität ungemein förderten. Immerhin hatte ich unterwegs mein Repertoire an Schimpfwörtern und Flüchen beinahe verdoppelt.
Der Falzaregopass sollte eigentlich den Rennradfahrern vorbehalten sein. Im Laufe der Zeit haben ihn aber auch die Motorradfahrer für sich entdeckt, von denen einige den Radfahrer als ihren natürlichen Feind zu betrachten scheinen. Kurz bevor sie einen schneiden, entlassen sie mit einem geheimen Mechanismus noch einmal eine Handvoll alter Schrauben und Nägel in die Brennkammern ihrer Motoren, während sie gleichzeitig den Krümmer ihres Auspuffrohrs nach der Seite wegklappen.
Immerhin hilft das dadurch erzeugte Adrenalin dem Radfahrer beim Aufstieg.

Nachdem wir dem Panorama an den Cinque Torri die angemessenen zwei Stunden unsere Aufmerksamkeit geschenkt hatten, ging es zum letzten nennenswerten Anstieg zum Rifugio Averau. Man sollte dieses Stück ruhig schieben. Dann kann man sich immer wieder zur Tofana di Rozes und den Cinque Torri umdrehen.
Außerdem ist es ohnehin zu steil zum Fahren.

Von der Forcella Nuvolau sind es auf der Strada de la Vena etwa 12 Kilometer bis zur Strada Provinziale bei Colle. Etwa die Hälfte davon sind wunderbare Trails. Auf der anderen Hälfte sind die wunderbaren Wege nur etwas breiter.
Es geht fast ausnahmslos bergab und man muss allenfalls einmal für ein Hindernis oder ein Foto absteigen. Absolut empfehlenswert!

Bereits von der Straße nach Colle aus konnte man sehen, dass hier vor einiger Zeit ein Unwetter gewütet hatte, dessen Folgen noch lange nicht beseitigt waren. Die Bäume lagen wie umgetretenes Gras am Hang.
Der Trail nach Caprile war größtenteils wieder fahrbar, aber auch hier lag noch Unrat vom Unwetter und von den Aufräumungsarbeiten am Wegrand.

Auf dem Radweg neben der Straße rollten wir von Caprile nach Alleghe hinunter, wo wir und unsere Mountainbikes im Hotel Alleghe gut untergebracht waren.
Während unsere Bikes sich mit Wasser begnügten, bekamen wir noch ein sehr ordentliches Abendessen im Haus und waren schließlich mit dem Verlauf der Etappe doch sehr zufrieden, obwohl wir auf die Alleghe-Trails verzichten mussten.

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