GPX-Daten der Etappe

Frisches Obst, Croissants und essbare Brötchen oder Brot bildeten einen erfreulichen Kontrast zum Tag zuvor.
Leider hatte am Abend schon ein ergiebiger Regen eingesetzt, der seine Bemühungen auch mit dem Anbruch des neuen Tages und unserer sechsten Etappe nicht einstellen wollte. Was solls! Es ging ständig bergauf, die Straßen und Radwege waren frisch gewaschen und das Spritzwasser könnte in der Auffahrt zum Pass ein willkommenes Kühlmittel sein.

Die Kehren sind von unten, beginnend mit Nummer 33 in Mazzo di Valtellina, nach oben absteigend durchnummeriert, leider mit unberechenbaren Abständen zwischen 25 Sekunden und 14 Minuten in unserem Tempo.
Johannes war vom Ehrgeiz zerfressen und ich hatte Mühe, mitzuhalten. Irgendwo zwischen Kehre 8 und Kehre 7 musste ich ihn ziehen lassen. Das einzig tröstliche daran: Während ich noch schwitzte, stand er bereits an der Passhöhe und fror.
Die Schadenfreude rächte sich umgehend. Erst nach weiteren 80 Minuten waren die Anderen ebenfalls angekommen, umgezogen und bereit für die kurze Abfahrt vor dem nächsten Anstieg.

Der Regen schien vorbei zu sein und der Anstieg zum Col Carette di Val Bighera, wie der zuvor namenlose Pass inzwischen heißt, war gerade steil genug, um die Kälte aus unserer Muskulatur zu vertreiben.

Wir hatten vor, wieder über die Casine di Val Bighera ins Val Grande abzufahren. Die teils anspruchsvolle Variante hatten wir schon 2015 und 2019 im Programm und nach all dem Teer des Vormittags würden damit auch unsere grobstolligen Reifen endlich zu ihrem Recht kommen.
Wir hätten auch den Pianaccio auf dem Hauptweg umfahren und dann auf der geschotterten Waldautobahn direkt zum Oglio abrollen können, aber 1000 Höhenmeter einfach so zu vergeuden kam nicht infrage.

Kurz vor dem Abzweig begann es zu regnen. Die Aussicht auf nasse, rutschige und vor allem harte Steine im schwierigsten Teil der Abfahrt machte uns Angst und so improvisierten wir, umfuhren den Pianaccio auf dem Hauptweg und rollten auf direktem Weg nach Vezza d’Oglio hinunter.

2019 hatte sich mein Garmin Oregon 450, nachdem ich das Display gewechselt hatte, nur noch als bedingt wasserdicht erwiesen. Seit 2020 bin ich stolzer Besitzer eines allwettertauglichen Oregon 750 t.
Warum ich das sage? Nun, der Regen verwandelte sich in eine Sintflut und dicke Tropfen prasselten auch auf mein Navi. Das Gerät interpretierte wohl jeden einzelnen Tropfen als Touchscreenbefehl und raste durch alle vorhandenen Menus. Immer wieder ploppte die Frage auf, ob ich das Gerät wirklich auf Werkseinstellungen zurücksetzen wolle.
Wegen dieser suizidalen Bestrebungen meines Navi hatte ich kaum noch Zeit für den Weg, der sich in einen Sturzbach verwandelt hatte und eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Ollis Edge hatte diese Probleme nicht und er brachte uns wohlbehalten ins Tal hinunter.

Während ich das hier schreibe, packt mich ein Gedanke. Wäre es nicht gut, den Touchscreen sperren zu können?
Moment, ich googele das kurz …
Oh Sch…, das ist eine einfache und mit nur einem Tastendruck erreichbare Funktion meines Oregon.
Lieber Garmin, bitte verzeih‘ mir all die Verwünschungen und abfälligen Gedanken, die ich seit mehr als zwei Jahren mit mir herumtrage.

Wer es gern schnell hat, wird bei besserem Wetter auf dem gescholtenen Hauptweg mit immerhin auch 18 Kehren übrigens seinen Spaß haben.

Im Tal schien die Sonne. Gemütlich brachte uns der Radweg nach Ponte di Legno.
Noch gemütlicher war dann die Auffahrt mit der Seilbahn nach Passo Tonale.

Das Hotel Sciatore hatte viel Platz für uns. Ein Waschsalon in der Nähe reinigte und vor allem trocknete unsere Wäsche und nicht weit davon gab es nette Leute, die mit Pizza und Bier unser Wohlbefinden wiederherstellten.

Vorherige Etappe Nächste Etappe