Nur ein Berg
GPX-Daten der Etappe

Fast 90 Kilometer sollten es heute werden. Das Höhenprofil behauptet „gemächlicher Anstieg – steile Abfahrt“ und das stimmt auch ungefähr.
Die ganze Etappe ist auch gut ohne Federung fahrbar. Am Klammljöchl bin ich von einem Gravelbiker überholt worden.
Am Ende sind es aber doch etwa 2000 Höhenmeter. Also keine Relaxtour.
Ein gemütlicher Pfad an der Drau, Sonnenstrahlen fallen durch das Blätterdach über mir, der Fluss, blau mit weißen Schaumkronen gurgelt neben mir. Ein perfekter Start.
Vor Lienz führt ein Steg über die Drau, die hier von Süden kommt und scheinbar in die von Westen her fließende Isel mündet.
Beide Flüsse haben seit ihrer Quelle bis Lienz etwa die gleiche Strecke zurückgelegt und sind wohl auch etwa gleich mächtig.




Lienz war noch nicht vollständig erwacht. Die Biergärten, am vergangenen Abend noch überfüllt, warteten noch auf die ersten Gäste. Die Stadt ist zwar der Hauptort des Bezirks Osttirol, hat aber nur etwa 12000 Einwohner. Entsprechend fährt man nicht lange, bis man das hübsche Stadtzentrum und wenig später die Stadt selbst verlässt.
Der Radfahrer findet bis Huben, wo die Schwarzach in die Isel mündet, einen perfekt angelegten Radweg vor. Ich machte also Strecke, etwas mehr als eine Stunde für gut 20 km.
Kurz vor Huben gibt es links der Straße die Burgruine Kienburg zu sehen. Der eigentliche Blickfang ist aber das Haus unterhalb der Ruine: Fast vollständig von Wein oder Efeu bedeckt, würde man es übersehen, wenn nicht die Fenster und die weißen Schornsteine es verrieten.


Hinter Huben gibt es einen kleinen Anstieg, 160 m auf 2 km. Plötzlich mussten meine Beine arbeiten. Diese unengenehme Erfahrung mussten vor mir bereits andere gemacht haben. Am Ende des Anstiegs wurde daher die „Kapelle zur schmerzhaften Muttergottes“ errichtet.
Mein Getränkevorrat ging wieder einmal zur Neige. Hopfgarten hätte eine Einkaufsmöglichkeit geboten, aber es war gerade mal halb elf.
Ich war meistens auf der Straße unterwegs, nur manchmal konnte ich auf einen parallel verlaufenden Wirtschaftsweg wechseln. Ich tat das mehr aus Prinizip, es gab kaum störenden Verkehr.
Halb zwölf in Feld waren meine Flaschen trocken. Jenseits der Schwarzach gab es Häuser, vielleicht auch eine Tankstelle oder so?
Am Ende eines steilen Anstiegs war jemand im Garten. Ein gütiger Mensch, der mich mit Trinkwasser versorgte. Danke!
In St. Jakob kaufte ich Eistee, Salzstangen und Bananen, eine ordentliche Sportlermahlzeit also. Während ich im Schatten saß und meine Beute verzehrte, ging mit ohrenbetäubendem Lärm eine Sirene los.
„Eine Lawine“, war mein erster Gedanke. Außer mir zeigte niemand Anzeichen von Panik. Es war, als hätte ich eine ganz besondere Form von Tinnitus. Und es war genau 12 Uhr. Vielleicht die Mittagssirene?






In der Gegend um St. Jakob erzählt man sich die Legende von den geheimnisvollen Schnabelmenschen. Einen davon habe ich fotografieren können.
Ungefähr bei Elsbach trennen sich Straße und Schwarzach voneinander. Kurz vorher, auf dem Frattenweg südlich der Straße kann man den Frattentümpfel bewundern, eine tosende Stromschnelle, beinahe schon ein Wasserfall der Schwarzach.
Eine Schranke versperrt den Autos den Weg in den Nationalpark Hohe Tauern. Die Gasthöfe Patsch und Oberhaus sind aber trotzdem noch auf Teer erreichbar.
Es wurde steiler und meine Kohlenhydratspeicher leerten sich spürbar. Hinter der Patscher Hütte, zwischen zwei Kehren schob ich ein wenig um Körner zu sparen.
Immerhin hatte ich noch Tee in den Flaschen.






Die Jagdhausalm ist ein beliebtes Ausflugsziel, etwas abseits meines Weges jenseits der Arve. Die Schwarzach biegt kurz zuvor nach Norden ab und verliert sich in weglosen Höhen. Hungrig beäugte ich das Rindfleisch, dass überall entlang meines Weges graste. Ein Donnergrollen riss mich aus meinen Träumereien.
Die Wettervorhersage hatte für den Nachmittag Gewitter angekündigt. Ich hatte es plötzlich eilig.




Das Gewitter änderte seine Richtung, kam jetzt von Süden.
Mein Weg änderte seine Richtung und führte nun ebenfalls nach Süden…
Vom Klammljöchl hat man einen guten Blick ins Tal. Kein Gewitter weit und breit.
Ich war kaum angekommen, da gesellte sich ein Gravelbiker zu mir.
„Bruneck – Antholz – Staller Sattel – Klammljöchl – Bruneck“ beschrieb er mir seine Tour. Bevor ich meine Bewunderung in Worte fassen konnte, saß er auch schon wieder im Sattel und verschwand ins Knuttental.
Ein Schnappschuss von der winzigen Holzhütte und dem Schrein für einen Arzt, der hier bei der Gamsjagd das Leben ließ und ich machte mich auch auf den Weg.



Der Klammbach neben der Piste unterhalb des Klammlsees ändert später seinen Namen. Er heißt dann Knuttenbach und trägt wohl die Verantwortung für den Namen des Tals.
Über dem Tal türmt sich im Norden eine beeindruckende Felswand, deren Name weniger einer Erklärung bedarf als der des Tals.



An der Knuttenalm fasste ich den Entschluss, keine Pause mehr einzulegen. Das Höhenprofil versprach ein schnelles und müheloses Vorankommen.
Kurz vor Rein in Taufers entdeckte ich einen kurzen, aber schon auch kniffligen Trail und hinter Rein blieb ich abseits der Straße am Reinbach.





Ich hätte mir gerne die Reinbachfälle angesehen. Man darf dort aber nicht fahren und ich hatte keine Geduld, mein Rad zu schieben.
Die Straße ist hier ordentlich steil und in 5 Minuten war ich in Sand in Taufers.
Dort habe ich im Garni Trojer übernachtet. Die hatten an der Rezeption eine Schale mit Haribo Phantasia, die ich im Laufe meines Anmeldeprozesses unter dem ermunternden Zunicken des netten Hotelmanagers beinahe vollständig geleert habe.
Zu den Restaurants, die man mir im Hotel empfahl, gehörte auch das Ristorante Rosmarin, das ich hier ebenso wie das Garni Trojer gerne weiterempfehle.



