GPX-Daten der Etappe

Bei jeder Etappe einer selbstgeplanten Alpenüberquerung treffen die Informationen aus dem Computer auf die Realität. Ich benutze Basecamp für die GPX-Tracks mit OMTBMap-Karten. Wenn mir etwas nicht ganz geheuer ist, sehe ich mir den Streckenverlauf bei GoogleEarth und bei Bing auf Satelliten- und Luftaufnahmen noch einmal an, lese in Foren und versuche YouTube-Videos von den geplanten Abschnitten zu finden.
Die Unsicherheiten, die danach noch übrigbleiben, konfrontiere ich dann so oft mit meinen Wunschvorstellungen, bis sie kapitulieren, um dann während der Tour mit einem gehässigen „Siehste!“ wieder aufzutauchen.
In diesem Jahr ist mir das mehrfach passiert, heute am oberen Ende des Silbertals.

Wir starteten bei schönem Wetter in Klösterle, rollten drei Kilometer in Richtung Dalaas und fuhren dann mit der Sonnenkopfbahn hinauf in das Bärenland, einer Freizeitanlage für Familien mit Kindern. Leider waren die Attraktionen noch geschlossen, also fuhren wir in das Silbertal hinunter, wo an der Brücke über die Litz der lange aber gemächliche Anstieg zum Langen See begann. Meine Idee war, damit den Arlbergpass nach St. Anton zu umgehen, wo das Verwalltal beginnt.
Zunächst versuchte dieser Weg sich bei uns mit einer festen Fahrbahndecke, einem abwechslungsreichen Panorama und sporadisch feilgebotenen Heidelbeersträuchern einzuschmeicheln. Als er uns dann sein wahres Wesen präsentierte, war es für eine Umkehr zu spät.
Als wir die Obere Freschalpe, zwei Hütten im Nirgendwo, passiert hatten, waren es noch anderthalb Kilometer bis zum Langen See. Dafür haben wir eine gute Stunde gebraucht. Grobes Geröll, zum Teil mit Moos oder dünnem Gras überwachsen machten einem das Fahren unmöglich und das Schieben zur Qual.
Zwei ehrgeizigere Mountainbiker ohne Gepäck haben uns hier überholt. Die sind vermutlich später nach St. Anton hinunter.
Wir hatten die dicksten Brocken noch vor uns und mussten mit unseren Kräften haushalten.

Hinter dem Langen See ist man auf dem Hauptweg in das Verwalltal hinein und kann, endlich wieder im Sattel, genau bis zur Brücke über die Rosanna fahren. Dahinter wuchtet man sein Rad etwa zweihundert Höhenmeter nach oben, bis man über die Kante kommt und die Heilbronner Hütte hinter dem Scheidsee auf einem Ausläufer des Jöchligrads liegen sieht.

Wir waren bereits in Eile, mussten wir doch vor der letzten Bergfahrt zur Idalpe an der Silvrettabahn in Ischgl ankommen. Es ging also gleich weiter.
Die erste Abzweigung nach links führte auf einen Trail zur Verbella-Alpe, den zu fahren wir uns erlauben könnten, so dachte ich. Das bescherte uns den zweiten „Siehste“-Moment des Tages.
Dort, wo es steil wurde, verlief der Weg in einem mit rund geschliffenen Riesenkieselsteinen gefüllten Graben, die gerade noch leicht genug waren, unter den Rädern nach der Seite wegzurutschen und das Steuern praktisch unmöglich machten.
Also schoben wir!
Der Weg wird inzwischen bei OSM als für Biker gesperrt geführt, Komoot verleiht ihm eine S2.
Bleibt auf dem Hauptweg, der Verbellastraße.

Inzwischen war es fast unvorstellbar, dass wir die letzte Seilbahn noch erreichen würden. Wir sahen kaum noch nach links oder rechts, gelangten bald auf die Paznaunstraße im Tal, wo wir einen Zug aufmachten und mit Windschatten und letzten Kräften nach Ischgl hetzten.
Es hatte noch gereicht!

Durch den Umweg über die Idalpe wollte ich einige Höhenmeter sparen und gleichzeitig einige Trails bis zur Bodenalpe hinunter ausprobieren.
Was die Höhenmeter angeht, war diese Entscheidung falsch. Wir mussten hinter der Idalpe durch eine kleine Senke und anschließend sehr steil hinauf zur Bergstation der Thayabahn. Diese Anstrengung machte die Einsparung mehr als wett.

Die Trails waren jedoch eine Herausforderung. Vor dem letzten Stück, das ich in meinen GPS-Daten nicht korrigiert habe, haben wir allerdings gekniffen und sind stattdessen die Skipiste durch hüfthohes Gras abgefahren.

Das Fimbatal zur Heidelberger Hütte hinauf kannten wir vom letzten Jahr. Es war ein harter Tag und wir wollten nur noch ankommen.
Eine Geburtstagsgesellschaft hatte alle Zimmer auf der Hütte reserviert und so mussten wir mit dem Matratzenlager vorlieb nehmen. Ich hätte lieber geschlafen!

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